Projekttag „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ 2025
Donnerstag, 30. Januar 2025, 7:30 Uhr
Kein Schultag wie jeder andere, denn es herrscht schon in aller Frühe geschäftiges Treiben in und vor dem GGI.
Während vor den Türen die Schulbusse noch die SuS zum Schulzentrum bringen, rollt ein großer schwarzer Reisebus vor den Haupteingang und 40 wanderbereite SuS drängeln sich vor die Tür, um die besten Plätze zu ergattern. Zur gleichen Zeit studieren noch einige orientierungslose Fünft- und SechstklässlerInnen aufgeregt den Raumplan auf den blauen Stellwänden im Haupt-und Nordeingang. Dazwischen bahnen sich diverse Lehrkräfte und Externe, bepackt mit Bastelmaterialien, übergroßen Weltkarten oder einem Richterhammer ihre Wege, um die Projekträume vorzubereiten.
An diesem Tag fand nämlich unser schulgemeinschaftlicher Projekttag „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, in zeitlicher Nähe des Internationalen Tags des Gedenkens an die Opfer des Holocaust (27.01.), zum dritten Mal am GGI statt. Organisiert von Herrn Dillinger und der AG „Schule ohne Rassismus“ boten engagierte Lehrkräfte über 35 Projekte bspw. zu den Themen Ausgrenzung, Antisemitismus, Sexismus, Rassismus und vielen mehr an. Aber auch Solidarität, Handlungsoptionen und Hilfestellung in Ausnahmesituationen waren Wahloptionen für die Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 5-12. Und dabei ging es nicht nur um die reine theoretische Inhaltsvermittlung, sondern es wurde gemalt, geklebt, getanzt, diskutiert, gefilmt, Interviews geführt, Rollenspiele geplant und vieles mehr. Aber auch außerhalb der Schulmauern waren viele Projektgruppen in der Region Salzgitter, Braunschweig, Hannover und Peine unterwegs, besuchten Orte demokratischer Auseinandersetzung, Gedenkstätten oder passende Ausstellungen, um sich weiterzubilden, Vorurteile abzubauen und Sensibilität zu schaffen.
Alles in allem diente der Tag dazu, die Schule im ersten Schritt und das eigene als Folge sensibel für Formen von Diskriminierung und deren Auswirkungen zu machen und die Schülerinnen und Schüler zu ermutigen, unsere Gesellschaft couragiert demokratisch zu gestalten.
Am Schulfest (30. Juni 2025) können die Projektergebnisse in Gänze bei uns am GGI betrachtet werden.
Bericht vom Projekt „Vorurteile im Porträt“
Am Morgen des Projekttags trafen wir uns am Bahnhof in Broistedt, um uns gemeinsam auf den Weg zum Herzog-Anton-Ulrich-Museum zu machen. Dort wurden wir von einer Kunstvermittlerin empfangen, die uns bei dem Rundgang im ersten Stockwerk unterstützte. Dort findet man niederländische, französische, italienische sowie deutsche Gemälde des 16. und 17.Jahrhunderts.
Wir erfuhren viel über die in den Bildern dargestellten Geschichten und unterhielten uns über die spannenden Interpretationsmöglichkeiten. Wir wurden zu einem Gedankenexperiment angeregt, um die Geschichte des Bildes ,,Judith mit dem Haupt des Holofernes“ besser zu verstehen und uns in ihre Situation zu versetzen. Judith war eine Frau, die ihr Dorf befreit hat, indem sie den Hauptmann des angreifenden Dorfes köpfte. Wäre ein Mann der Held dieser Geschichte gewesen, hätte ihn der Maler, Peter Paul Rubens, viel heldenhafter dargestellt. So erfährt man viel über das Rollenbild von Mann und Frau in der damaligen Zeit.
Im Rahmen des Projekttags analysierten wir gemeinsam stereotypische Darstellungen der Menschen in verschiedenen Bildern, was uns für eine selbstständige, zeichnerische Aufgabe vorbereitete. Wir erhielten den Auftrag, ein Bild zu wählen, das Klischees unterstützt und dieses abzumalen und gegebenenfalls zeichnerisch zu kommentieren. Nach einer halben Stunde stellten wir uns gegenseitig die unterschiedlichen Ergebnisse vor. Es war eine tolle Gelegenheit, unsere Ideen auszutauschen und auch andere Blickwinkel zu erleben.
Danach hatten wir noch die Möglichkeit etwas im Schloss zu essen, bis es dann mit dem Zug zurück ging. Abschließend kann man sagen: wir haben interessante Erfahrungen gemacht und ein besseres Auge für Kunst bekommen.
Paula & Ella
Bericht vom Projekt „Black lives matter“
In dem Projekt zum Thema „Black lives matter“ wurde in Gruppen zunächst eine Recherche zu unterschiedlichen Aspekten durchgeführt und anschließend erfolgte eine kreative Umsetzung in digitaler Form, z. B. Gestaltung einer Collage, Entwicklung eines Kahoot-Spiels, Gestaltung einer Präsentation oder eines Plakats.
Bericht zum Projekt „Türkische Kultur hautnah“
Am Projekttag haben uns in der Bahnhofshalle im Peiner Bahnhof getroffen und sind anschließend durch die Südstadt zum Jugendzentrum Nummer 10 in Peine gelaufen. Dort wurden wir im Jugendzentrum von Herrn Mendim Haziri begrüßt und haben mit ihm über die Südstadt geredet. Er ist ein Streetworker und beschäftigt sich in seinem Beruf damit, Menschen in verschiedensten Lebensbereichen soziale Beratung zu leisten.
Wir wurden von ihm durch die Räume geführt und er hat uns dabei das Jugendzentrum vorgestellt. Er hat mit uns in seinem Büro über Drogen geredet und uns darüber informiert, wie gefährlich und unscheinbar Drogen sein können. Er hat die Drogen „Propers” und „Ballerliquid” und ihre Eigenschaften und Folgen erklärt. Er meinte, dass er des öfteren mit drogenabhängigen Klienten zu tun hätte und warnte uns vor solchen Substanzen.
Danach haben wir uns auf den Weg zur Eyüp Sultan Moschee gemacht und wurden herzlich von Frau Aysel Deniz und Herrn Halil Turbil, den Stellvertretenden des Ditib Jugendverbands begrüßt und zum Jugendlokal der Moschee geführt. Wir redeten über Allgemeines zum Islam und haben erfahren, wie die Moschee und auch die meisten anderen Moscheen in Deutschland von der Türkisch Islamischen Union der Anstalt für Religion DITIB (abgekürzt auf Türkisch) organisiert und verwaltet werden.
Wir konnten tollerweise einen Blick in das Innere des Masjid (Gebetsraum) werfen. Dort wurden uns die religiösen Praktiken des muslimischen Glaubens erläutert und ihre Bedeutung erklärt. Wir lernten viel über die Bedeutung und Funktion der Architektur von Moscheen wie die akustische Diffusion durch runde Oberflächen oder die Bestimmung von Gebetszeiten durch wissenschaftliche Beobachtungen und Berechnungen von Astrophysikern zur Position der Sonne.
Danach ging es wieder nach Hause.
Fazit: Vorurteile abzubauen, eine neue Grundlage für Urteile schaffen und Unterschiede verstehen lernt man, wenn man Lebensräume von Menschen mit Migrationsgeschichten betritt und sich mit ihren kulturellen Hintergründen auseinandersetzt.
Projekt #ggisteine
Schülerinnen und Schüler des 5. und 6.Jahrgangs gestalteten sogenannte Okersteine mit Motiven, die den Findern ein Lächeln auf die Lippen zaubern, Vorurteile abbauen und Nächsten- sowie Selbstliebe fördern sollen. Jeder aufmerksame Spaziergänger kann diese nun in der Umgebung des Gymnasium finden und davon berichten unter #ggisteine.

Mode gegen Rassismus war das Thema für 30 muntere 5. und 6.-Klässler, die mit Stoffmalfarbe und guter Inspiration einfache T-Shirts in ein Statement verwandelten.

Kunst gegen Rassismus
Anlässlich des Anti-Rassismus-Tages wurden Bilder in verschiedenen Techniken und teilweise großen Formaten hergestellt, die eines gemeinsam haben: Der Diskriminierung von Menschen aufgrund von ethnischer Zugehörigkeit und/ oder Religion Einhalt zu gebieten. Besonderen Eindruck hatte bei der theoretischen Vorbereitung die Äußerung von Margot Friedländer gemacht, eine der ältesten Überlebenden des Holocausts, die trotz ihres hohen Alters von 103 Jahren nicht müde wird, in Deutschland Vorträge zu halten, besonders vor Schüler/innen, um das Erinnern in eine ethische Grundhaltung münden zu lassen, die keine Klassifizierung von Menschen mehr akzeptiert. „Es gibt kein christliches, kein muslimisches, kein jüdisches Blut, es gibt nur menschliches Blut, alle sind gleich“, betonte sie bei einem Interview am 27.1.2025, dem Gedenktag zur Befreiung der letzten Insassen des Konzentrationslagers Auschwitz. Dieses Credo inspirierte gleich mehrere Teilnehmende des Kunstprojektes aus den Jahrgängen 11 und 12 zu ausdrucksstarken Bildern. Deutlich wird bei allen Kunstwerken, dass Zusammenhalt und gemeinsames Handeln bei individueller Verschiedenheit zu einer besseren Welt ohne Verbrechen an der Menschlichkeit führen.
Ruth Reimer-Nießen